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Propaganda in bewegten Bildern: „Der Staatsakt vom 8. Mai 1933“

 

Als Robert Wagner am 5. Mai 1933 vom Reichspräsidenten Paul von Hindenburg zum Reichsstatthalter von Baden ernannt wurde, trat er neben seinem bisherigen Parteiamt als Gauleiter auch ein staatliches Amt an. Die Einsetzung, die es ihm ermöglichte, die Landesregierung zu ernennen und Landesgesetze zu erlassen, wurde drei Tage später, am 8. Mai 1933, mit einem Staatsakt in Karlsruhe gefeiert, der, wie das Hauptorgan der NSDAP in Baden „Der Führer“ es formulierte, die „Krönung des nationalsozialistischen Kampfes“ darstellen sollte.

Um 11 Uhr begann vor dem badischen Innenministerium am Schloßplatz der Aufmarsch von Polizei und SS, die Robert Wagner auf dem Weg zu seinem Wagen Spalier standen. Die Fahrt zur Staatskanzlei in der Ritterstraße wurde, wie „Der Führer“ berichtete, „unter nicht endenwollenden Heilrufen“ der „gewaltigen Schar der Zuschauer“ vollzogen. Dort betrat Wagner zusammen mit der badischen Landesregierung den Balkon und hielt eine Rede an das versammelte Publikum. Dieser öffentliche Teil des Staatsaktes wurde mit dem Singen des Deutschlandliedes sowie des Horst-Wessel-Liedes beendet. Im Anschluss fand im Großen Saal der Staatskanzlei ein Empfang für ranghohe Vertreter der NSDAP, der Reichs- und Landesbehörden, der Kirchen sowie zahlreicher Verbände und Institutionen statt.

Die nationalsozialistische Propaganda in Baden räumte dem Staatsakt großen Raum ein. Bereits am 6. Mai hatte „Der Führer“ seine gesamte Titelseite einem Porträt Robert Wagners gewidmet, versehen mit der Aufforderung „Fahnen heraus!“. Am 9. Mai berichtete er über die Amtsübernahme und druckte die Reden des Reichsstatthalters Wagner sowie des Ministerpräsidenten Walter Köhler in voller Länge ab. Der Staatsakt wurde als Triumphzug geschildert, dem sich das gesamte Volk mit nur wenigen Ausnahmen anschloss: „Bis auf einige wenige Vertreter der Zentrumspartei, die es nicht fertigbringen, die Hand zu erheben und die deutschen Nationalhymnen mitzusingen. Wir danken an dieser Stelle unseren Parteigenossen, daß sie trotz größter Erregung über dieses Verhalten in gewohnter Disziplin die Weihe des Augenblicks achteten.“

Auch der an dieser Stelle gezeigte Film zeugt von dieser Ausrichtung der Propaganda: Er zeigt die Fahrt Wagners vom Innenministerium zur Staatskanzlei, vorbei an Menschenmassen und Spalier stehenden Polizisten und SS-Männern, seine Ansprache und den anschließenden Festzug durch Karlsruhe. Dieser Zug war, wie der gesamte Staatsakt, militärisch geprägt und präsentierte Uniformen badischer und deutscher Soldaten von den napoleonischen Kriegen bis zum Ersten Weltkrieg. Damit zeigte der Staatsakt deutliche Parallelen zum „Tag von Potsdam“, dem von Joseph Goebbels inszenierten Zusammentreffen Adolf Hitlers mit Reichspräsident von Hindenburg am 21. März anlässlich des ersten Zusammentretens des neugewählten Reichstages.

 

Quellen:

Stadtarchiv Karlsruhe 9/IV 205.
Der Führer, 9. Mai 1933.

  • dominique avery sagt:

    My name is Dominique Lunau Avery. I am the daughter of Elisabeth Marum Lunau and the granddaughter of Ludwig Marum. I was fascinated to read the account of Robert Wagner’s takeover and even more astonished to see the film. I wonder where you found it. People at the Stadtarchiv Karlsruhe told me they did not have any film.
    Thank you.

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