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Christian Mergenthaler, Ministerpräsident und Kultminister

* 8.11.1884 in Waiblingen, † 11.9.1980 in Bad Dürrheim. Evangelisch.

© LMZ-BW 025597

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Christian Mergenthaler wurde am 8. November 1884 als Sohn eines Bäckermeisters in Waiblingen geboren. Nach dem Besuch einer Lateinschule und der Realschule studierte er von 1902 bis 1907 in Stuttgart, Tübingen und Göttingen Physik und Mathematik, wo er unter anderem den Physik-Nobelpreisträger Johannes Stark hörte, der sich bereits im Jahr 1924 öffentlich zu Hitler bekannte. Politisch wurde Mergenthaler nach eigenen Angaben von der nationalsozialen Politik Friedrich Naumanns geprägt. Von 1908 bis 1909 diente er im Hohenzollerischen Fußartillerie Regiment Nr. 13 in Ulm, um anschließend seine Lehrprüfung absolvieren zu können. Nach seiner Lehrtätigkeit als Oberreallehrer in Leonberg leistete Mergenthaler seinen Fronteinsatz als Oberleutnant der Reserve, bei dem er 1917 mit dem Ritterkreuz 2. Klasse ausgezeichnet wurde. Erst unterrichtete Mergenthaler am Realgymnasium in Hall, ab 1929 in Stuttgart.

Schon im Jahr 1922 wurde Christian Mergenthaler Leiter der NSDAP-Ortsgruppe in Hall-Gaildorf und trat als Parteiredner und Agitator in ganz Württemberg hervor. Ab 1925 war er für kurze Zeit der Führer einer NS-Splittergruppe (NSDFB). Als SA-Obergruppenführer eh. rang Mergenthaler mit seinem Kontrahenten Wilhelm Murr um den Posten der Parteispitze. Er unterlag und musste sich mit dem Amt des Ministerpräsidenten und Kultministers begnügen.

Trotz der Reichsreform trat Mergenthaler mit einer eigenen Handschrift hervor. Besonders auf dem Gebiet der Schul-, Bildungs- und Kirchenpolitik setzte der radikale Ideologe eigene Akzente, die teils über die des Reiches hinausgingen (Vgl. R. Kiess). Neben der Einrichtung von Gemeinschaftsschulen, führte Mergenthaler den sog. ‚Weltanschaulichen Unterricht‘ ein, was zu Konflikten mit der Kirche und auch der eigenen Partei führte. Der „Schulmeister“ (M. Stolle) stand während seiner ganzen ministeriellen Tätigkeit für eine antichristliche und nationalsozialistische Erziehungspolitik.

Christian Mergenthaler wurde nach dem Krieg von der Spruchkammer als ‚Hauptschuldiger‘ verurteilt und arbeitete daraufhin zurückgezogen an seinen Erinnerungen in seinem Haus in Korntal. Er starb am 11. September 1980 in Bad Dürrheim.

 

Literatur

Kiess, Rudolf: Christian Mergenthaler. Württembergischer Kultminister 1933-1945, in: Zeitschrift für Württembergische Landesgeschichte, 54 (1995), S. 281-332
Stolle, Michael: Der schwäbische Schulmeister. Christian Mergenthaler, Württembergischer Ministerpräsident, Justiz- und Kultminister, in: Michael Kißener, Joachim Scholtyseck (Hrsg.): Die Führer in der Provinz. NS-Biographien aus Baden und Württemberg, Konstanz 1997, S. 445-475.

Biografie auf dem Onlineportal leo-bw

 

Archivalien

HSTAS: EA 3/152, Bü 67 (Personalakte Christian Mergenthaler); EA 1/150, Bü 92 (Personalakte Christian Mergenthaler; enthält Spruchkammer  für die Internierten des Lagers Balingen); J 40/7, Bü 161 (Nachlass Max Miller; enthält Lebenserinnerungen von Christian Mergenthaler); J 2, Nr. 682 (Papiere aus dem Nachlass von Robert Kiess; enthält Ausführungen Mergenthalers zu seiner Tätigkeit als Minister u. Entlastungszeugnis von Dr. Robert Meyding); E 130b, Bü 2678 (allgemeine Angelegenheiten des Rundfunks; Rede Mergenthalers); J 2, Nr. 700 (Unterlagen des Lehrers Anton Fischer zur Auseinandersetzung zwischen dem Kultministerium und dem katholischen Stadtpfarrer Ruf in Stuttgart wegen des Religionsunterrichts); E 140, Bü 1 (Neuordnung der Staatsverwaltung und Selbstverwaltung in Deutschland; darin: Schrift von Staatssekretär Waldmann vom 10.8.1937 über Minist. Abt., S. 1-6, bes. S. 3; E 151/03, Bü 2 (Geschäftsgang und Geschäftsabteilung innerhalb der Abteilung III A; darin: Briefe Mergenthalers bezüglich des Gesetzes über die Neuaufteilung des Reiches vom 30.1.1934, Verfügung des Innenministeriums über die Neuorganisation der politischen Polizei); E 151/01, Bü 2359 (Innenministerium, Abt.1: Kanzleidirektion; darin: Schreiben Mergenthalers bezüglich des Besuches von Privatschulen); E 130b, Bü 1479 (Abänderungen von gesetzlichen Bestimmungen über das Volksschulwesen; darin: Änderung des Volksschulgesetzes/ Gesetzesvorschläge Mergenthalers, ); E 130b, Bü 1496 (Allgemeine Angelegenheiten; Neuordnung des Höheren Schulwesens); E 200 b (Ministerium des Kirchen- und Schulwesens/ Kultministerium – Nachträge); E 201 a (Ministerium des Kirchen- und Schulwesens/ Kultministerium).

  • Prof.Dr. Gunter Schöbel sagt:

    Sehr geehrte Damen und Herren,
    gibt es zu den Themen Universität Tübingen Vor- und Frühgeschichtliches Institut, Schlossmuseum Stuttgart, Denkmalpflege, Kommission für Landesgeschichte inzwischen verzeichnete Bestände, die das Wirken Mergenthalers in den Bereichen Bildung und Geschichtsforschung tranparenter machen könnten?

    Mit freundlichen Grüßen

    Gunter Schöbel

  • Frederick Bacher sagt:

    Sehr geehrter Herr Prof. Schöbel,

    herzlichen Dank für Ihre Anfrage.

    Leider kann ich Ihnen bei dieser Frage nicht weiterhelfen, da ich damals nur im Hauptstaatsarchiv Stuttgart die Bestände zu Christian Mergenthaler unter die Lupe genommen habe. Da Mergenthalers Schulpolitik in dem Forschungsprojekt aber eine wichtige Rolle einnehmen wird, bin ich zuversichtlich, dass eine/r der Mitarbeiter/innen Ihre Frage bald beantworten wird.

    Mit den besten Grüßen

    Frederick Bacher

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