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Das DENKWERK „Begegnungen vor Ort“ – Projektpartnerschaft zwischen Wissenschaft & Schule

„Als Schüler kommen und als Forscher gehen.“ Unter diesem Motto fördert die Robert Bosch-Stiftung seit einigen Jahren Projektpartnerschaften zwischen WissenschaftlerInnen, LehrerInnen und SchülerInnen im Rahmen sogenannter Denkwerke. Ziel ist es, SchülerInnen und LehrerInnen durch eine aktive Zusammenarbeit mit wissenschaftlichen Hochschulen Einblicke in aktuelle geistes- und sozialwissenschaftliche Forschungen sowie die Arbeitsweisen von WissenschaftlerInnen zu ermöglichen.

Bosch Stiftung

Unser Denkwerk trägt den Titel „Begegnungen vor Ort – Verwaltungsgeschichte und NS-Alltag“. Verankert an der Professur für Angewandte Geschichte – Public History der Universität Heidelberg bringt es bis Herbst 2016 Wissenschaft und Schule in einen engen Austausch: SchülerInnen und LehrerInnen des Max-Born-Gymnasiums Neckargmünd und des Bunsen-Gymnasiums Heidelberg kooperieren mit WissenschaftlerInnen aus dem Forschungsprojekt „Geschichte der Landesministerien in Baden und Württemberg während der Zeit des Nationalsozialismus“. Als Scharnier zwischen Universität und Schule fungieren TutorInnen aus dem Lehramtsstudiengang Geschichte: Sie unterstützen die WissenschaftlerInnen und LehrerInnen bei der Arbeit mit den SchülerInnen und erproben ihr pädagogisch-didaktischen Wissen in der Praxis.

max bornBunsen

Unser Denkwerk verfolgt mehrere Ziele: Zum einen möchte es im Rahmen zeitgemäßer didaktischer Vermittlungskonzepte Ergebnisse des Forschungsprojektes mit der Alltagsgeschichte aus den Heimatorten der SchülerInnen verknüpfen. Indem lokale lebensweltliche Auswirkungen von Ministerialentscheidungen auf Menschen und Institutionen im eigenen Umfeld in den Blick genommen werden, wird die zunächst thematisch abstrakt erscheinende Forschung zur Verwaltungsgeschichte in praktisch erfahrbare Geschichte verwandelt. Die Auseinandersetzung mit Handlungsspielräumen bei der Umsetzung von Verwaltungsentscheidungen soll die SchülerInnen zu eigenständigem Fragen und Forschen anregen. Die SchülerInnen entwickeln so eine Vorstellung der nationalsozialistischen Gesellschaftsverhältnisse, erkennen Handlungsspielräume und reflektieren den Alltag und die Erfahrungen einzelner Akteure.

Zum anderen verfolgt das Denkwerk das Ziel, SchülerInnen verschiedener Altersstufen die Perspektivenvielfalt historischer Forschung näherzubringen und sie für das Studienfach Geschichte zu begeistern. Im Projektverlauf können die SchülerInnen einen unmittelbaren Einblick in den Arbeitsalltag von HistorikerInnen gewinnen. Im Mittelpunkt dieser Einführung in das historische Arbeiten stehen die wissenschaftliche Recherche sowie der Umgang mit historischen Quellen. Dies schließt die Nutzung von Bibliotheken und Archiven sowie den Umgang mit Forschungsliteratur ein. Den SchülerInnen werden zudem grundlegende geschichtswissenschaftliche Theorien und Methoden vorgestellt, die sie erproben, indem sie erste Forschungsfragen formulieren und kleinere Projekte in Eigeninitiative durchführen.

Das Besondere: Die aktive Teilnahme an einem Forschungsprojekt ist unmittelbar in den Unterricht eingebettet. Die Vermittlung von historischem Wissen und wissenschaftlichen Grundlagen folgt nicht dem traditionellen „top down“-Prinzip, sondern findet in einem dialogischen und partizipativen Austauschprozess statt. Dazu kommen die studentischen TutorInnen in den Unterricht und leiten die SchülerInnen an. Die TutorInnen erhalten dabei die Möglichkeit, bestehende Lehr- und Unterrichtsmaterialien aus dem Heidelberger Projektumfeld auf ihre Praxistauglichkeit zu prüfen und gemeinsam mit SchülerInnen und LehrerInnen eigene Materialien zu entwickeln und auszuprobieren.Slider_Treffen

Die erarbeiteten Unterrichtsmaterialien und Arbeitsergebnisse fließen in den Forschungsprozess zurück. Die Ergebnisse der SchülerInnen werden im Verlauf des Schuljahres gezielt an Forschungsfragen rückgebunden und zur Präsentation aufbereitet. Eine erste Vorstellung der Ergebnisse erfolgt in den Seminarkursen und Schulklassen. Den Abschluss des Denkwerks bildet eine Schülerkonferenz im Sommer 2016, auf der die Ergebnisse öffentlich vorgestellt werden. Die SchülerInnen erfahren und erproben so einen wichtigen Aspekt wissenschaftlicher Tätigkeit – die Präsentation von Ergebnissen in einem Kurzvortrag.

Das Denkwerk erweist sich somit auch als Instrument der Public History-Maßnahmen des Projekts über die Geschichte der Landesministerien: Mit der engen Einbindung von SchülerInnen und LehrerInnen wird eine wichtige Zielgruppe für wissenschaftlich erarbeitetes historischen Wissen erreicht. Die Schülerkonferenz schlägt zudem eine Brücke zu einer interessierten Öffentlichkeit, die damit neben dem Projektblog und der App einen weiteren Zugang zu den Forschungsergebnissen erhält. Das Denkwerk trägt insgesamt dazu bei, die Landes-, Regional- und Lokalgeschichte des 20. Jahrhunderts gegenüber der vielfach dominierenden Nationalgeschichte erfahrbarer und sichtbarer als bisher im Schulunterricht zu verankern und so ein regionales Geschichtsbewusstsein bzw. eine regionale Geschichtskultur zu stärken.

 

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