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Veranstaltungsreihe und Ausstellung „Ordnung und Vernichtung – Die Polizei im NS-Staat“

Die Hochschule für Polizei Baden Württemberg, Campus Freiburg lädt ein zu einer

Veranstaltungsreihe im Rahmen der Ausstellung: „Ordnung und Vernichtung – Die Polizei im NS-Staat“

19. April bis 11. Mai 2016

Freier Eintritt – Anmeldung nicht erforderlich

Den Flyer zur Veranstaltungsreihe und Ausstellung finden Sie hier.

Vom 1. April bis zum 28. August 2011 war im Deutschen Historischen Museum in Berlin die Ausstellung „Ordnung und Vernichtung – Die Polizei im NS-Staat“ zu sehen, die im Rahmen eines Projektauftrages der Innenministerkonferenz des Bundes und der Länder (IMK) von der Deutschen Hochschule der Polizei in Münster erstellt und in Kooperation mit dem Deutschen Historischen Museum in Berlin realisiert worden war. Über 50.000 Besucher haben die Ausstellung gesehen, die in den deutschen und internationalen Medien auf reges Interesse gestoßen ist. Ein weiterer Bestandteil des Projektauftrages der IMK war die Erstellung eines Ausstellungmoduls, das in komprimierter Form über die wesentlichen Prozesse und Fakten zur Polizei des NS-Staates informiert und auf Dauer in den Aus- und Fortbildungseinrichtungen der Polizeien des Bundes und der Länder gezeigt wird. Dieses Ausstellungsmodul wurde von den Verantwortlichen für Polizeigeschichte an der Hochschule für Polizei Baden-Württemberg, (HfPol BW), Caroline Wedler-Krebs und Andreas Beier, im Herbst 2013 produziert und am 16.12.2013 an der HfPol in Villingen-Schwenningen eröffnet. Die Ausstellung machte mittlerweile an den neuen Ausbildungsstandorten der HfPol BW in Lahr und Biberach Station und wurde durch Vorträge, auch in Kooperation mit den Städten, örtlichen Vereinen und Initiativen begleitet. Da die Ausstellung der Aus- und Fortbildung der Polizeibeamten/innen dient, wurden in Lahr und Biberach im den Veranstaltungszeiträumen auch Unterrichtsinhalte zum Thema angeboten. Darüber hinaus soll – so der Projektauftrag der IMK – die Ausstellung auch die interessierte Öffentlichkeit erreichen. Die Verantwortlichen für Polizeigeschichte der HfPol arbeiteten schon vor der Produktion der Ausstellung in vielfältigen Formaten mit den Studierenden. So wurden z.B. Exkursionen angeboten und in Schwerpunktkursen Einzelaspekte des Themenfeldes „Polizei im NS-Staat“ vertieft. Auch konnten mit zahlreichen Abendveranstaltungen Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten der Polizeipräsidien und viele interessierte Bürgerinnen und Bürger erreicht werden. Unter anderem wurde die Ausstellung auch an der VHS Tübingen präsentiert.

19. April: 14:30-17:30 Uhr

Eröffnungsvortrag und gemeinsamer kommentierender Rundgang durch die Ausstellung mit Thomas Köhler, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Geschichtsort Villa ten Hompel Münster und assoziierter Mitarbeiter an der Universität Münster.

Informationsworkshop: „Polizei – Geschichte – Verantwortung“

Der Informationsworkshop mit Thomas Köhler, der auch im Rahmen der Aus- und Fortbildung der nordrhein-westfälischen Polizei zahlreiche Workshops mit Polizistinnen und Polizisten durchführt, wird an historischen Fallbeispielen aus der NS-Zeit und der frühen Bundesrepublik u. a. der Frage nach den eigenen Handlungsspielräumen heute zusammen mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern nachgehen.

Die Veranstaltung gestaltet Herr Köhler u. a. unter Einbeziehung der Ausstellung „Ordnung und Vernichtung. Die Polizei im NS-Staat“. Zielgruppe dieser Veranstaltung sind ausschließlich Studierende der Hochschule für Polizei.

19. April: 18:30 Uhr

Thomas Köhler: „Freund und Henker. Die Polizei im NS-Staat“

Der NS-Staat konnte sich von der Machterringung im Januar 1933 bis in die letzten Kriegstage im April 1945 hinein auf die deutsche Polizei stützen. Nicht nur die Gestapo, wie immer wieder gerne behauptet wurde, sondern alle Sparten der deutschen Polizei waren am Terror und an den Verbrechen des NS-Staats beteiligt.

Während des Zweiten Weltkriegs war sie war maßgeblich an den Völkermorden gegen die europäischen Juden und gegen die als „Zigeuner“ stigmatisierten Gruppen der Sinti und Roma beteiligt. Vor allem in Mittel- und Osteuropa verübten Polizeisparten massenhaft Verbrechen gegen die dortige Zivilbevölkerung und verschleppten Zivilisten zur Zwangsarbeit für die deutsche Kriegswirtschaft. Innerhalb des damaligen Deutschen Reiches versuchte die Polizei jedwede Widerständigkeit gegen das Regime brutal zu unterdrücken. Ebenso gerieten Gruppen, die von der NS-Bewegung aus politischen, religiösen, ethnischen oder sozialen Gründen diskriminiert wurden, in den Verfolgungsfokus der Polizei.

Auf die Frage, warum und unter welchen Bedingungen Polizisten Unrechtstaten bis hin zum Massenmord begingen, gibt es verschiedene Antworten. Zwar betonen neue sozial-psychologische Erklärungsmodelle die jeweiligen gesellschaftlichen Normen und Werte und situative Aspekte des Mordens, in der geschichtswissenschaftlichen Forschung ist aber ein weltanschaulicher Hintergrund der Verbrechen des NS-Staates ebenso unbestritten. Die Konstellationen, in denen Menschen zu Massenmördern werden, sind – das zeigen vielfältige Beispiele auch aus der jüngsten Vergangenheit – durchaus wiederholbar.

28. April: 18:00 Uhr

Dr. Marie Muschalek: „Dienstalltag und Volksgemeinschaft: Die Abkommandierung badischer Polizisten ins Elsass von 1940 bis 1944“

Im Gegensatz zu den während des Zweiten Weltkriegs in den Ostgebieten eingesetzten Polizeibataillonen, ist über das Wirken der Polizei im besetzten Elsass bisher nur wenig bekannt. In diesem Vortrag soll es daher besonders um die Abkommandierung badischer Polizisten in das besetzte Elsass sowie den Austausch elsässischer und reichsdeutscher Beamten gehen. Die individuellen Karrieren und Lebenserfahrungen einzelner badischer und elsässischer Polizisten sollen dabei im Mittelpunkt stehen, um ein möglich differenziertes Bild über die Handlungsspielräume, die sich jedem einzelnen innerhalb des NS-Regimes eröffneten, zu zeichnen. Wer waren die Männer (und wenigen Frauen), die zum Dienst in das besetzte Nachbarland beordert wurden? Wie arbeiteten links- und rechtsrheinische Vertreter der Staatsgewalt im Besatzungsgebiet zusammen? Wie sah ihr Dienstalltag aus und welche Aufgaben sollten sie im Namen von Ordnung und „Volksgemeinschaft“ verrichten? Anhand von beispielhaften Tätigkeitsfeldern soll gezeigt werden, wie dienstliche Normalität und verbrecherische Verfolgung im polizeilichen Alltag häufig Hand in Hand gingen.

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