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Dr. Alfred Dehlinger, Finanzminister

* 20. Mai 1874 in Stuttgart; † 24. Juli 1959 in Waldleinigen. Evangelisch.

Dehlinger HStA Stuttgart, J 300 Nr. 412

HStA Stuttgart, J 300 Nr. 412

Alfred Dehlinger wuchs mit sechs Geschwistern in Stuttgart als Sohn eines Staatsschuldenbuchhalters auf. Von 1893 bis 1896 studierte er Kameralwissenschaft in Tübingen. Nach Ablegung der höheren Finanzdienstprüfung bekleidete er verschiedene Positionen in der Finanzverwaltung des Königreichs Württemberg, unter anderem von 1905 bis 1915 als Mitglied des Württembergischen Steuerkollegiums. Im Ersten Weltkrieg diente er von 1915 bis 1916 als Kriegsfreiwilliger. Neben seiner Verwaltungslaufbahn engagierte sich Dehlinger in der Partei- und Kommunalpolitik: Von 1916 bis 1924 gehörte er dem Gemeinderat von Stuttgart an, zunächst für die Konservativen. 1918 gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der DNVP.
Nach einer beruflichen Station im Reichsschatzamt wurde er am 3. Juni 1924 zum Finanzminister im Kabinett von Wilhelm Bazille ernannt, das er auch unter dem seit 1928 amtierenden Staatspräsidenten Eugen Bolz fortführte. Zugleich war er damit auch Aufsichtsratsvorsitzender der Württembergischen Notenbank. Nach Auflösung der DNVP durch die Nationalsozialisten 1933 blieb Dehlinger parteilos. Er gehörte allerdings verschiedenen Partei-Organisationen wie dem Nationalsozialistischen Rechtswahrerbund (NSRB), der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) und dem NS-Altherrenbund an. Trotz der fehlenden NSDAP-Mitgliedschaft konnte Alfred Dehlinger auch nach der „Machtergreifung“ das Amt des Finanzministers in den Regierungen Murr und Mergenthaler kontinuierlich bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1942 ausüben. Das Urteil über seine fachliche Politik fällt positiv aus, da er die Finanzen des Landes bis zu seinem Amtsende in der Balance hielt. Im Entnazifizierungsverfahren stufte ihn die Spruchkammer als „minderbelastet“ bzw. „Mitläufer“ ein. Nach dem Krieg verfasste Dehlinger sein wissenschaftliches Hauptwerk über „Württembergs Staatswesen“. Im Jahr 1954 wurde ihm von der Regierung Baden-Württembergs der Professoren-Titel verliehen.

Literatur

Raberg, Frank: Biographisches Handbuch der württembergischen Landtagsabgeordneten 1815–1933. Im Auftrag der Kommission für geschichtliche Landeskunde in Baden-Württemberg. Stuttgart 2001, S. 134-135.
Alfred Dehlinger, in: Munzinger Biografien online.
Zanker, Richard: Ein Mann bester schwäbischer Tradition, in: Stuttgarter Nachrichten, 30.7.1959.

Biografie auf dem Onlineportal leo-bw

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