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Anfänge und Aufstieg der NSDAP in Baden

Ein Jahr nach der Parteigründung der NSDAP im Februar 1920 in München traten die Nationalsozialisten auch in Baden hervor. Das früheste überlieferte Zeugnis ihrer Tätigkeit ist ein Versammlungsbericht von Mannheimer Nationalsozialisten vom 21. Februar 1921. Bis 1923 entstanden in Baden 19 Ortsgruppen und Stützpunkte. Nach dem reichsweiten Verbot der NSDAP in Zusammenhang mit dem Hitler-Ludendorff-Putsch wurde die Partei auch in Baden erst im Frühjahr 1925 wieder aufgebaut: Am 25. März 1925 gründete Robert Wagner in Karlsruhe den Gau Baden der NSDAP. Die organisatorische Ausbreitung der Partei erfolgte nun stetig: Laut Parteistatistik existierten 1928 bereits 68 Ortsgruppen und Stützpunkte in Baden, deren Anzahl sich bis 1932 auf 480 erhöhte. Zu diesem Zeitpunkt waren insgesamt 24.431 Personen aus Baden Mitglied der NSDAP.

Zu den prägenden Figuren der Aufbauphase der NSDAP in Baden zählten drei Personen, die nach der Machtübernahme 1933 in zentrale Staatsämter gelangten: der spätere Reichsstatthalter von Baden Robert Wagner, der als Teilnehmer am Hitler-Ludendorff-Putsch hohes Ansehen in der Partei genoss und als Gauleiter amtierte, der spätere badische Ministerpräsident und Wirtschafts- und Finanzminister Walter Köhler, der maßgeblich am Aufbau der Parteiorganisation in Nordbaden mitwirkte und 1931 als Wagners Stellvertreter in die Gauleitung aufstieg, sowie der spätere badische Kultusminister Otto Wacker, der zunächst in der Offenburger Ortsgruppe aktiv war und seit 1928 als Hauptschriftleiter der Karlsruher Parteizeitung „Der Führer“ die politische Propaganda der badischen NSDAP prägte. Im Gegensatz zu vielen anderen Regionalorganisationen der NSDAP spielten Rivalitäten des Führungspersonals in Baden in der Aufbauphase keine große Rolle. Der Gau Baden galt auch deshalb als einer der vorbildlichen NSDAP-Gaue im Reich: straff organisiert und mit nur wenigen Personalwechseln auf der Führungsebene.

Die Organisationserfolge der badischen NSDAP schlugen sich kaum in landespolitischem Einfluss nieder. Der Grund hierfür war, dass die letzten Landtagswahlen in Baden vor der nationalsozialistischen Machtübernahme bereits 1929 stattfanden, also kurz vor dem Beginn des reichsweiten rasanten Aufstiegs der NSDAP. Bei diesen Landtagswahlen hatte die NSDAP sieben Prozent der Stimmen und sechs Sitze im Landtag im Karlsruhe erzielt. Die Fraktion war damit zu klein, um maßgeblichen Einfluss auf die parlamentarische Arbeit gewinnen zu können. Folglich zeichnete sich die politische Praxis der NSDAP im Landtag vor allem durch Provokationen aus. Politische Inhalte brachte die Fraktion selten auf die Tagesordnung; stattdessen wurde sie durch Lärmszenen und Beleidigungen auffällig. Es wurden Agitationsanträge gestellt, die allesamt die Arbeit des Landtags behindern sollten, und ihre Reden nutzten die nationalsozialistischen Abgeordneten häufig zu Angriffen auf das Parlament und die Regierung. Es ging also vorrangig um die Behinderung der politischen Arbeit im Landtag und weniger um die aktive Teilnahme an politischen Entscheidungen.

Deutlich ablesbar ist der Aufstieg der NSDAP in Baden an den Ergebnissen der Reichstagswahlen, bei denen die Regionalorganisation fast durchgehend etwas besser abschnitt als die NSDAP auf Reichsebene. Bei den Wahlerfolgen gab es allerdings besonders in der Anfangsphase des Aufstiegs eine große Diskrepanz zwischen Nord- und Südbaden, die durch die unterschiedliche Verteilung der Konfessionen im Land zu erklären ist.  In Nordbaden mit dem höheren protestantischen Bevölkerungsanteil fand die NSDAP rasch eine breite Wählerschaft und erhielt dort den Großteil ihrer Stimmen, während es ihr Südbaden mit seiner weit überwiegend katholischen Bevölkerung zunächst schwerer fiel, Wahlerfolge zu erzielen. Neben der Klientel der katholischen Zentrumspartei zeigte auch das Milieu der Arbeiterbewegung anfänglich eine deutliche Resistenz gegen die nationalsozialistische Wahlpropaganda, denn die NSDAP war in den mittleren und kleineren badischen Städten vergleichsweise deutlich erfolgreicher als in den Großstädten des Landes. Mit dem reichsweiten Durchbruch der NSDAP zur stärksten politischen Kraft bei den Wahlen von 1932 nivellierten sich diese Unterschiede jedoch.

 

Reichstagswahlen Stimmenanteile der NSDAP im Reich Stimmenanteile der NSDAP in Baden Differenz
Mai 1928 2,63 % 2,90 % +0,27 %
September 1930 18,33 % 19,24 % +0,91 %
Juli 1932 37,36 % 36,92 % -0,44 %
November 1932 33,09 % 34,09 % +1,00 %
März 1933 43,91 % 45,36 % +1,45 %

 

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